Lost

In der Nacht zum Valentinstag im Februar 1945 fielen Feuerengel vom Himmel über Dresden. Mein Großvater war elf Jahre alt und hatte sich nach der ersten Bomberwelle mit seinen Brüdern und anderen Kindern bei einem Nachbarn im Keller versteckt. Als sie zum Großen Garten aufbrachen, flutete die zweite Bomberwelle über sie hinweg. Der Nachbarsmann scheuchte die Kinder zu einer Gruppe zusammen und sagte ihnen, dass sie singen und den Knallkörpern ausweichen sollen. „Und bleibt hinter mir; und geht nicht zu nah an die Häuserwände; und passt auf das Feuer auf; und verbrennt euch nicht; und atmet nicht zu tief ein.
Es tanzte ein knappes Dutzend Kinder durch die Straßen, singend, durcheinander singend. Allesamt hintereinander weg, ein heißes Spiel spielend. Mein Opa erinnerte sich daran, dass einer seiner Brüder seinen Schuh verlor und der Boden glühend heiß war, als würde man zur Mittagszeit durch die Wüste gehen. Er hat die kochenden Nächte überlebt und sagte mal zu mir:

Ich war damals alt genug, zu verstehen, dass Angst zu haben völlig in Ordnung ist. Aber das sie nicht das Ende bedeutet, wenn man versucht sich Mühe zu geben.

Darüber hat er gelacht und ich verstand es nicht.